Wir denken von vielen Dingen, sie würden uns auf Dauer glücklich machen, doch sie tun es nicht. Dazu zählen insbesondere die „großartigen Dinge“ von denen wir träumen - das neue tolle Auto, das schöne große Haus oder der Swimmigpool im Garten. Studien zeigen, dass diese Dinge zwar ein kurzfristiges Glücksgefühl in uns auslösen, jedoch keinen so nachhaltigen Zufriedenheitseffekt auf unser Leben haben, wie wir glauben. Der Grund dafür ist das, was Psychologen als Hedonistische Anpassung bezeichnen. Vereinfacht ausgedrückt: die Macht der Gewohnheit.
Die tollen Dinge stehen um uns herum und wir gewöhnen uns an sie. Zudem verschieben sie unseren Bezugs- oder Referenzpunkt. So zeigt eine Studie (van Praag und Frijters (1999), Studie hier), dass Menschen, sobald sich ihr Einkommen um 1 Dollar erhöht, 1,40 mehr wollen. Ab einem gewissen Punkt, werden wir also nicht zufriedener, je mehr wir besitzen, wir wollen weiterhin mehr.
Den Gewöhnungseffekt auszutricksen ist nicht so einfach. Denn unser Gehirn lässt sich nur schwer von Dingen abringen, von denen es annimmt, sie würden uns glücklich machen. Eine hilfreiche Strategie, um den Gewöhnungseffekt zu umgehen ist in Erfahrungen zu denken statt in Besitz. Während der angehäufte Besitz tagtäglich um uns herumsteht und zunehmend an Bedeutung verliert, verhält es sich mit Erlebnissen ganz anders. Ein schöner Urlaub geht vorbei. Etwas, dass wir alle natürlich sehr bedauern. Aber genau dass führt dazu, dass der Gewöhnungseffekt erst gar nicht einsetzt. Und so sind es die erlebten Erfahrungen, die uns nachhaltig glücklicher machen und nicht die Dinge, die wir besitzen.
Wir haben die Fähigkeit, vergangene Erfahrungen in unserer Erinnerung lebendig zu halten und somit die damit verbundenen positiven Gefühle erneut zu erleben. Diese Fähigkeit lässt sich üben.* Erstellen Sie dazu eine Liste der schönsten Ereignisse und angenehmen Erinnerungen in ihrem Leben. Nehmen Sie Erinnerungsgegenstände dazu – Bilder, Mitbringsel oder was immer hilft, die Erinnerung lebendiger werden zu lassen. Nun setzen Sie sich hin, entspannen Sie sich und lassen Sie die Erinnerungen aufsteigen. Versuchen Sie sich an die verschiedenen Ereignisse zu erinnern, die mit der Erinnerung verbunden sind. So als säßen Sie in einem Kinofilm. Rufen Sie sich möglichst viele Details ins Gedächtnis und tauchen Sie in die damit verbundene Gefühlswelt ein. Versuchspersonen, die diese Übung drei Tage lang hintereinander jeden Tag 8 Minuten lang durchführten, zeigten auch vier Wochen später nach dem Experiment stärkere positive Emotionen.
Schöne Erinnerungen gemeinsam zu zelebrieren, ist ein weiterer Zufriedenheitsverstärker. Veranstalten Sie doch einfach einen Erinnerungsabend mit der Familie oder Freunden. Schauen Sie sich gemeinsam alte Fotos an, kleiden sie sich wie damals, kochen sie das gleiche Gericht und schwelgen gemeinsam in den alten Erlebnissen. Das stärkt die Verbundenheit und belebt gleichzeitig die positiven Gefühle.
vgl. Sonja Lyubomirsky: Glücklich sein. Warum Sie es in der Hand haben, zufrieden zu leben. Campus Verlag, Frankfurt, 2018 (2. aktualisierte Auflage), S. 204-206