Dankbarkeit ist einer der wichtigsten Bausteine für unsere Zufriedenheit. Wir können nicht gleichzeitig dankbar und feindselig, dankbar und neidisch oder dankbar und mutlos sein. Das Gefühl der Dankbarkeit ist ein gutes Gegenmittel gegen belastende Gefühle.
Der Benediktinermönch David Steindl-Rast sagt*: Wer dankbar ist, handelt aus einem Gefühl des Genügens und nicht aus einem Gefühl des Mangels heraus. Und er geht noch weiter. Für ihn geht es nicht nur darum, ab und an dankbar zu sein, sondern dankbar zu leben. Doch wie leben wir dankbar? Auch hierauf hat er eine Antwort. In dem wir uns bewusst werden, dass jeder Augenblick ein Geschenk ist. Wir haben diesen Augenblick nicht herbeigeführt und wir können nicht sicherstellen, dass uns ein weiterer Moment geschenkt wird. Gleichzeitig ist dieser Augenblick das wertvollste, was uns überhaupt geschenkt werden kann. Dieser Moment mit all den Möglichkeiten und Gelegenheiten, die er enthält. Was uns das Leben präsentiert in diesen einem Moment, ist ganz oft eine Gelegenheit uns zu freuen oder zu genießen. Doch oft verpassen wir diese Gelegenheit, weil wir durch das Leben hetzen und die Gelegenheiten übersehen. Oder weil wir sie als selbstverständlich erachten und verlernt haben, darüber zu staunen. David Steindl-Rast erzählt, wie er nach einem längeren Afrika-Aufenthalt zurück zuhause immer wieder darüber staunte, wenn das Wasser aus dem Wasserhahn kam oder das Licht anging, wenn er auf den Schalter drückte. Nach einer Zeit jedoch verblasste dieses Staunen. Das Wasser wurde zur Selbstverständlichkeit. Um sich wieder an dieses Staunen zu erinnern, machte er Aufkleber an den Wasserhahn und an den Lichtschalter.
Daher ist der erste Schritt für ein dankbareres Leben für ihn die Frage: „Ist das nicht überraschend?“ und die Antwort darauf immer „Ja, natürlich“ – egal wo und unter welchen Umständen die Frage gestellt wird. Denn solange uns nichts überrascht, gehen wir wie betäubt durchs Leben. Daher empfiehlt er sich mindestens zweimal am Tag zu fragen:„ Ist das nicht überraschend?!“ um damit wacher durch diese überraschende Welt zu gehen.
Dazu gibt er jedem noch drei Schritte mit auf den Weg: Innehalten, schauen, handeln.
- Innehalte und uns selbst erlauben, überrascht zu sein.
- Nach der Möglichkeit schauen, die der Moment bereit hält
- Handeln, und die Möglichkeit nutzen, die der Augenblick bereit hält
Eine andere Möglichkeit, den Suchscheinwerfer auf das auszurichten, was uns dankbar macht, ist das Dankbarkeitstagebuch. Studien zeigen, dass Menschen nachhaltig glücklicher sind, wenn sie einmal pro Woche aufschreiben, wofür sie im Leben dankbar sind.*** Auch das ist eine Form des Innehaltens und Schauens. Und wie mit allen Dingen, auf die wir unsere Achtsamkeit oder unseren Fokus richten, so wächst auch die Dankbarkeit in unserem Leben, umso mehr Raum wir ihr geben.
*siehe TED-Talk von David Steindl-Rast zum Thema Dankbarkeit unter https://www.youtube.com/watch?v=UtBsl3j0YRQ
**vgl. David Steindl-Rast: Dankbarkeit leben. Ein inspirierendes Praxisbuch. Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 2018, S. 17.
*** vgl. Sonja Lyubomirsky: Glücklich sein. Warum Sie es in der Hand haben, zufrieden zu leben. Campus Verlag, Frankfurt, 2018 (2. aktualisierte Auflage), S. 102-103.