Wussten Sie, dass Mozart in seiner Musik mit 26 unterschiedlichen Tempi arbeitete? Alle angesiedelt zwischen den Polen „langsam“ und „schnell“. Man entdeckt bei Mozart unter anderem*:
- andantino (ein wenig gehend)
- andantino sostenuto (ein wenig zurückhaltend gehend)
- andantino grazioso (lieblich gehend)
- andante (gehend, nicht zu langsam)
- andante maestoso (majestätisch gehend)
- andante agitato (erregt gehend)
- allegretto vivo (etwas schnell und lebhaft)
- allegro comodo (bequem, aber schnell)
- allegro (lustig, heiter)
- presto con fuoco (sehr schnell und feurig)
Derart feinsinnige Abstufungen machen sowohl das Innehalten als auch die Schnelligkeit zu einem Erlebnis und genau diese Abstufungen und der Wechsel zwischen zögerlichem und hohem Tempo machen seine Musik aus.
Würden wir unser eigenes Herz befragen, könnte es sich wohl sehr gut mit der Musik von Mozart identifizieren. Unser ureigener Taktgeber hat ähnlich viele Tempi zu bieten, doch verliert er dabei nie den Wechsel zwischen Innehalten und Weiterschlagen aus dem Auge. Im Laufe eines 70-jährigen Lebens schlägt das Herz 2,5 Milliarden Mal. Dabei macht es zu 1/3 Pause – immer zwischen den Schlägen. Auf den Tag gerechnet ist es damit 16 Stunden aktiv und ruht 8 Stunden. Einem Rhythmus, dem der Organismus insgesamt folgt. Heute wissen wir, dass auch unsere geistige Energie einem Aktivitäts- und Ruhe-Rhythmus folgt – dieser wiederholt sich bei den Menschen in einem Abstand von etwa 90 bis 120 Minuten. Nicht von ungefähr werden entsprechende Pausenregelungen empfohlen.
Immer dann, wenn man nicht mehr weiß, wo einem der Kopf steht, ist es gut, sich auf den eigenen Taktgeber zu konzentrieren und den Wechsel zwischen Innehalten und Weiterschlagen nicht zu vergessen. 5 Minuten die Augen schließen, die Hand aufs Herz legen und lauschen, dem eigenen Taktgeber folgen und nutzen, was die Natur uns von Haus aus an Anspannung und Entspannung mitgegeben hat.
Für Fortgeschrittene empfehle ich die Mozart-Methode: probieren Sie neue Anspannungs- und Entspannungstempi aus und nutzen Sie die verschiedenen Tempi von Mozart bewusst: So können Sie z.B. „majestätisch gehend“ durch ihr Homeoffice schreiten, „etwas schnell und lebhaft“ zum nächsten Termin gehen anstatt zu hetzen oder sich für den nächsten Spaziergang für „lieblich gehend“ entscheiden. Für mehr Entspannungsmomente empfehlen sich Phasen des „ein wenig zurückhaltend Gehens“ oder auch „lustig, heiter“. Probieren Sie es einfach mal aus.
*Vgl. Geißler, Karlheinz A. (2010): Lob der Pause - Warum unproduktive Zeiten ein Gewinn sind, Oekom Verlag, München, S. 39-40.